Löwe

„Wie des Löwen Mähne, so auch sein Herz“ - Multiperspektivische Tiervorstellungen in Benin ​

Dissertationsprojekt, Tibource Kossouho
Löwe
Foto: pixabay/ Co_Sch
Tiburce Kossouho
Tiburce Kossouho
Foto: Yuvraj Ramdharry

„Wie des Löwen Mähne, so auch sein Herz“, „Der Irokobaum wird dem Papagei und zugleich dem Jäger Gutes antun“ –
In den unterschiedlichen Diskurstraditionen, in denen Sprüche solcher Art zum Ausdruck kommen, stehen die verwerteten Tierbilder nur für Menschen im tierischen Gewand, wie verallgemeinernd mit den metaphorischen Redemitteln der Fall ist.
Rückt man die daraus entstandene Doppelzüngigkeit der menschlichen Sprache in den kulturhistorischen Kontext, wobei die Bildsprache zustande gekommen ist, bemerkt man, dass mit der Anspielung auf Tiere als Bildspender oder Bildempfänger zwar manches Ästhetische in der Sprache anvisiert wird.
Aber nicht nur, denn von der Auswahl des Bildes über die Gedankenformulierung hinweg fungieren literarische Tiere ausschließlich nicht als sprachliche bzw. fiktive Einheiten, die nur zwecks deontischer oder kognitiver Gedankenverhüllung dem menschlichen Phantasievermögen entstammen, umso mehr als ganz andere Sachen auch zum selben metaphorischen Ziel gebraucht werden können. Sie – Tiere geben ja auch Aufschlüsse darüber, welche Umgangsformen Menschengemeinschaften einst mit ihnen unterhalten haben und wie sie jene Sachen mittlerweile nun in ihren Alltag miteinbeziehen.
Von daher erscheinen Tiere z.B. nicht nur als bloße Lebewesen d.h. reine Produkte der Natur, die weit von der Sphäre der menschlichen Existenz ausgeschlossen werden. Tiere in der Literatur tragen auch mit sich Wertvorstellungen, welche dem kollektiven Imaginären der jeweiligen Sozialgruppe zugrundeliegen und sich in den verschiedenen volkstümlichen Überlieferungen jeder Kultur
widerspiegeln.
Ziel meines Vorhabens hierzu ist es, anhand von den Parömien der Mahi-Volksgruppe in Benin (Westafrika) eine Analyse von den multiperspektivischen Tiervorstellungen zu untersuchen, die Anhaltspunkte zu praktischen, symbolischen und imaginären Beziehungen der Menschen zu Tieren liefern und mithin die Kultur-Natur-Verhältnisse aus der Perspektive der Mahi-Kultur im Wandel thematisieren sollte. Zu diesem Zweck kommen empirische Methoden der Sprichwortforschung zur Anwendung, insbesondere die Erstellung eines Korpus auf der Basis von Feldforschung.